Lot Nr. 154


Hans Makart


(Salzburg 1840–1884 Wien)
Portrait der Sängerin Emilie Tagliana, um 1875, Öl auf Holz, 104,6 x 66,8 cm, gerahmt, leicht beschädigt, (W)

Provenienz:
Emilie Tagliana Contessa Caldara-Monti, Mailand (1854-1920er Jahre);
Privatbesitz Italien.

Verzeichnet in:
Gerbert Frodl, Hans Makart, Werkverzeichnis der Gemälde, Verlag der Provinz 2013, WZV 309e, S. 184.

Wir danken Dr. Gerbert Frodl für die wissenschaftliche Unterstützung.

Als Hans Makart im Jahr 1869 aufgrund einer höchst offiziellen Berufung von München nach Wien übersiedelte, war er beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte ein Jahr zuvor mit der Präsentation zweier für die damalige Zeit mehr als ungewöhnlichen Gemälde-Zyklen (“Moderne Amoretten“, „Pest in Florenz“) außerordentlichen Erfolg gehabt. Das hing mit ihrer Farbigkeit ebenso zusammen wie mit dem Bildinhalt, der nichts mit dem damals in der Ausstattungsmalerei üblichen historistischen Lehrbuchcharakter zu tun hatte. In Wien - so hoffte man - würde dieser Maler im Bereich der in vollem Bau befindlichen Ringstraße einen frischen Wind wehen lassen. Offizielle Aufträge ließen zunächst auf sich warten, sogleich interessierten sich jedoch private Auftraggeber aus Industrie, Wirtschaft und Großbürgertum für ihn. Er schuf ausgedehnte malerische Ausstattungen für Salons, Speisesäle etc. in Wiener Palais und er wurde schnell zum begehrtesten Portraitisten der kaiserlichen Metropole. Seine Bildnisse von Damen der Wiener Gesellschaft, von Schauspielerinnen sind der Inbegriff des Bilds einer den Prunk und das Theatralische liebenden Epoche, deren unangefochtener Repräsentant Makart wurde.
Das Bildnis der Sängerin Emilie Tagliana (geb. 1854) ist während eines ihrer zahlreichen Gastspiele in Wien, wahrscheinlich 1875 oder 1876 entstanden. Die Sopranistin ist im Rollenkostüm der „Mercedes“ in der Oper „Carmen“ von Georges Bizet dargestellt. Achtzehn Mal hat sie diese Partie an der Hofoper zwischen Oktober 1875 und Mai 1878 gesungen und sie war offenbar beim Wiener Publikum sehr beliebt, denn sie ist an der Hofoper zwischen 1875 und 1878 insgesamt 136 Mal aufgetreten (in „Ein Maskenball“ und „Rigoletto“ von G. Verdi, in „Die Hugenotten“ von G. Meyerbeer und vielen anderen Opern). Sie heiratete schließlich einen Conte Caldara-Monti in Mailand und starb dort in den 1920er Jahren.
Ein Vergleich mit Fotografien macht deutlich, dass die Portraitähnlichkeit des Bildnisses sehr groß ist und sich nicht nur auf das charakteristische Kinn beschränkt. Die Sängerin sitzt in einem Sessel, sich lässig auf dessen Armlehne stützend. Die dunkle, intensive Farbgebung mit der Dominanz von Rot und Schwarz bewirkt, dass sich der Blick des Beschauers sogleich auf das Gesicht der Frau mit dem ausdrucksvollen Mund und den sprechenden Augen sowie auf die beringten Hände konzentriert. Makarts malerische Handschrift kommt in der virtuos großzügigen Manier der Wiedergabe der Stoffe, des Rots in Draperie und Kleid sowie im Schwarz der Mantilla unverwechselbar zum Ausdruck, überdies ist der Kontrast zwischen pastosem Farbauftrag und der feinen Oberfläche der Haut wohl überlegt und als malerisches Ausdrucksmittel eingesetzt.
Soweit bekannt, hat Makart die Künstlerin zumindest ein weiteres Mal portraitiert (s. KA Dorotheum, 2. Juni 2005, Nr. 102).
Dr. Gerbert Frodl

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

08.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Hans Makart


(Salzburg 1840–1884 Wien)
Portrait der Sängerin Emilie Tagliana, um 1875, Öl auf Holz, 104,6 x 66,8 cm, gerahmt, leicht beschädigt, (W)

Provenienz:
Emilie Tagliana Contessa Caldara-Monti, Mailand (1854-1920er Jahre);
Privatbesitz Italien.

Verzeichnet in:
Gerbert Frodl, Hans Makart, Werkverzeichnis der Gemälde, Verlag der Provinz 2013, WZV 309e, S. 184.

Wir danken Dr. Gerbert Frodl für die wissenschaftliche Unterstützung.

Als Hans Makart im Jahr 1869 aufgrund einer höchst offiziellen Berufung von München nach Wien übersiedelte, war er beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte ein Jahr zuvor mit der Präsentation zweier für die damalige Zeit mehr als ungewöhnlichen Gemälde-Zyklen (“Moderne Amoretten“, „Pest in Florenz“) außerordentlichen Erfolg gehabt. Das hing mit ihrer Farbigkeit ebenso zusammen wie mit dem Bildinhalt, der nichts mit dem damals in der Ausstattungsmalerei üblichen historistischen Lehrbuchcharakter zu tun hatte. In Wien - so hoffte man - würde dieser Maler im Bereich der in vollem Bau befindlichen Ringstraße einen frischen Wind wehen lassen. Offizielle Aufträge ließen zunächst auf sich warten, sogleich interessierten sich jedoch private Auftraggeber aus Industrie, Wirtschaft und Großbürgertum für ihn. Er schuf ausgedehnte malerische Ausstattungen für Salons, Speisesäle etc. in Wiener Palais und er wurde schnell zum begehrtesten Portraitisten der kaiserlichen Metropole. Seine Bildnisse von Damen der Wiener Gesellschaft, von Schauspielerinnen sind der Inbegriff des Bilds einer den Prunk und das Theatralische liebenden Epoche, deren unangefochtener Repräsentant Makart wurde.
Das Bildnis der Sängerin Emilie Tagliana (geb. 1854) ist während eines ihrer zahlreichen Gastspiele in Wien, wahrscheinlich 1875 oder 1876 entstanden. Die Sopranistin ist im Rollenkostüm der „Mercedes“ in der Oper „Carmen“ von Georges Bizet dargestellt. Achtzehn Mal hat sie diese Partie an der Hofoper zwischen Oktober 1875 und Mai 1878 gesungen und sie war offenbar beim Wiener Publikum sehr beliebt, denn sie ist an der Hofoper zwischen 1875 und 1878 insgesamt 136 Mal aufgetreten (in „Ein Maskenball“ und „Rigoletto“ von G. Verdi, in „Die Hugenotten“ von G. Meyerbeer und vielen anderen Opern). Sie heiratete schließlich einen Conte Caldara-Monti in Mailand und starb dort in den 1920er Jahren.
Ein Vergleich mit Fotografien macht deutlich, dass die Portraitähnlichkeit des Bildnisses sehr groß ist und sich nicht nur auf das charakteristische Kinn beschränkt. Die Sängerin sitzt in einem Sessel, sich lässig auf dessen Armlehne stützend. Die dunkle, intensive Farbgebung mit der Dominanz von Rot und Schwarz bewirkt, dass sich der Blick des Beschauers sogleich auf das Gesicht der Frau mit dem ausdrucksvollen Mund und den sprechenden Augen sowie auf die beringten Hände konzentriert. Makarts malerische Handschrift kommt in der virtuos großzügigen Manier der Wiedergabe der Stoffe, des Rots in Draperie und Kleid sowie im Schwarz der Mantilla unverwechselbar zum Ausdruck, überdies ist der Kontrast zwischen pastosem Farbauftrag und der feinen Oberfläche der Haut wohl überlegt und als malerisches Ausdrucksmittel eingesetzt.
Soweit bekannt, hat Makart die Künstlerin zumindest ein weiteres Mal portraitiert (s. KA Dorotheum, 2. Juni 2005, Nr. 102).
Dr. Gerbert Frodl

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 08.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 08.04.2014